KPU (Kryptopyrrolurie): Eine unterschätzte Stoffwechselerkrankung
Kryptopyrrolurie bei Tieren: Eine unterschätzte Stoffwechselerkrankung
Die Kryptopyrrolurie, kurz KPU, ist eine seltene, aber dennoch bedeutende Stoffwechselerkrankung, die nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Pferden und Hunden auftreten kann. Diese Erkrankung ist oft schwer zu diagnostizieren und kann bei den betroffenen Tieren erhebliche gesundheitliche Probleme verursachen. In diesem Artikel werden wir uns näher mit KPU bei Pferden und Hunden befassen.
Was ist Kryptopyrrolurie (KPU)?
KPU ist eine komplexe Stoffwechselerkrankung, bei der der Körper übermäßige Mengen an sogenannten Kryptopyrrolen produziert. Diese Stoffe, auch als Pyrrole oder Hämopyrrollaktam (HPL) bezeichnet, sind normalerweise Abfallprodukte des Hämoglobinabbaus im Körper. Bei Menschen, Pferden und Hunden mit KPU werden jedoch übermäßige Mengen dieser Kryptopyrrole produziert und über den Urin ausgeschieden. Die Ursachen von KPU können genetisch bedingt sein, aber auch Umweltfaktoren wie eine unausgewogene Ernährung und die Aufnahme von chemischen Inhaltsstoffen, wie z. B. durch Medikamente, können eine Rolle spielen.
Eine häufig übersehene Ursache ist die Ernährung. Besonders bei Pferden ist die Verabreichung von zu viel Zucker und stärkehaltigen Futtermitteln problematisch. Zucker und Stärke sind kurzkettige Zuckermoleküle und finden sich in Futtermitteln wie Kartoffelpulpe, Apfeltrester, Melasse, Fruchtzucker, Futterrüben usw. wieder. Diese hoch zuckerhaltigen Nahrungsmittel können zur Entstehung oder Verschlimmerung von KPU beitragen.
Darüber hinaus können auch die Aufnahme von chemischen Inhaltsstoffen, wie sie in bestimmten Medikamenten vorkommen, eine Rolle bei der Entstehung oder Verschlimmerung von KPU spielen.
Somit spielt das Mikrobiom des Darms hier eine entscheidende Rolle in diesem Zusammenhang. Die Darmflora, bestehend aus zahlreichen Bakterien und Mikroorganismen, beeinflusst den Stoffwechsel und die Verdauung erheblich. Sie produziert essentielle Aminosäuren und Vitamine, einschließlich des für KPU relevanten Vitamin B6 (P5P), in aktivierter Form. Wenn die Darmflora gestört ist, kann dies zu einem Mangel an P5P führen.
Vitamin B6, insbesondere in der aktiven P5P-Form, spielt eine wichtige Rolle in der Leberentgiftung, einem Prozess, bei dem schädliche chemische Stoffe für den Körper unschädlich gemacht und ausgeschieden werden. Störungen in diesem Prozess können zur Ansammlung von Toxinen und anderen schädlichen Substanzen führen und die Entstehung oder Verschlimmerung von KPU begünstigen.
Die ganzheitliche Betrachtung der Ursachen von KPU, einschließlich genetischer Veranlagung, Umweltfaktoren wie Ernährung, Medikamente und die Rolle des Mikrobioms, ist entscheidend für die Diagnose und Behandlung dieser komplexen Stoffwechselerkrankung.
Symptome bei Pferden und Hunden mit KPU
Die Symptome von KPU können bei Tieren vielfältig sein und variieren je nach Schwere der Erkrankung. Einige der häufigsten Symptome bei Pferden und Hunden mit KPU sind:
- Gelenkschmerzen und Lahmheit: Tiere mit KPU können unter chronischen Gelenkschmerzen und wiederkehrender Lahmheit leiden, was oft zu Fehldiagnosen führt
- Anfälligkeit für Sehnen- und Bänderschäden
- Magen-Darm-Probleme: Tiere mit KPU haben häufig Magen-Darm-Beschwerden wie Koliken, Durchfall, Blähungen, Erbrechen und Appetitlosigkeit
- Hautprobleme: Hautprobleme wie Ekzeme, Juckreiz und Hautausschläge sind ebenfalls häufige Symptome
- Störungen im Immunsystem: Tiere mit KPU können anfälliger für Infektionen sein, da ihr Immunsystem geschwächt sein kann
- Mangel an Mineralstoffe wie Zink, Mangan, Kupfer und auch Selen
- Therapieresistente Erkrankungen
- Verhaltensänderungen: KPU kann Verhaltensprobleme wie Aggressivität, Angstzustände, und erhöhte Reizbarkeit verursachen
Diagnose und Behandlung
Die Diagnose von KPU bei Pferden und Hunden kann eine Herausforderung darstellen, da die Symptome oft unspezifisch sind und mit anderen Erkrankungen verwechselt werden können. Tierärzte und Tierheilpraktiker setzen in der Regel Urinuntersuchungen mit den Parametern "KPU" und "Indikan" ein, um die Konzentration von Kryptopyrrollaktam im Körper zu messen.
Die Behandlung von KPU bei Tieren zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Kryptopyrrolproduktion zu reduzieren. Dies erfolgt in der Regel durch die Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitamin B6, Zink und Omega-3-Fettsäuren sowie durch eine artgerechte Ernährung.
Eine artgerechte Ernährung spielt eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung der Gesundheit von Tieren mit KPU. Tierhalter sollten sicherstellen, dass die Ernährung ihres Tieres ausgewogen und auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Dies kann dazu beitragen, die Belastung des Stoffwechsels zu reduzieren und die Symptome zu minimieren.
Es ist auch wichtig, die Gesundheit der Tiere ganzheitlich zu betrachten. Dies bedeutet, dass Tierhalter in Erwägung ziehen sollten, die Verwendung von unnötiger Chemie, wie bestimmten Entwurmungspräparaten und Spot-on-Produkten, zu überdenken. Unter dem Motto "weniger ist mehr" kann eine reduzierte Exposition gegenüber potenziell schädlichen chemischen Substanzen zur Verbesserung des Gesundheitszustands beitragen.
Fazit
Kryptopyrrolurie ist eine wenig bekannte, aber bedeutende Stoffwechselerkrankung, die sowohl bei Pferden als auch bei Hunden auftreten kann. Tierbesitzer sollten sich bewusst sein, dass unspezifische Symptome wie Gelenkschmerzen, Verhaltensänderungen und Hautprobleme, Erkrankungen die zu Rezidiven neigen, auf KPU hinweisen könnten. Eine frühzeitige Diagnose und angemessene Behandlung können die Lebensqualität der betroffenen Tiere erheblich verbessern.
M. Kräcker